Magnus Klaue: Die Antiquiertheit des Sexus Band I

Taschenbuch
176 Seiten
3. Auflage 2022
ISBN 978-3-944503-13-4

18,00 

Magnus Klaue

Die Antiquiertheit des Sexus

Band I

Kindheit – Sprache – Geschlecht

Im Ersinnen von Modellen sexualpolitischer Selbst- und Gegenkontrolle waren die Achtundsechziger enorm erfolgreich. Doch die Phantasien und Sehnsüchte, ohne die die Forderung nach freier Liebe aufs Politische reduziert und damit in ihr Gegenteil verkehrt wird, sind gründlich neutralisiert worden.

Während kommunikative Beziehungshygiene und sexuelles Gesundheitsbewusstsein als Imperative der Selbstdressur verallgemeinert und um ihren fortschrittlichen Gehalt gebracht worden sind, ist der Zusammenhang von Populärkultur und sexueller Libertinage kollektiver Amnesie anheimgefallen. Lieder, Filme, Bücher, Ikonographien, in denen sich einmal die Sehnsucht nach sinnlichem Glück aussprach, erscheinen rückblickend allenfalls putzig, während gleichberechtigt ihre Intimsphäre aushandelnde Sexpartner das Erbe der Sexualpädagogen antreten.

Die hier versammelten Texte sind unsystematische, konstellative Versuche, diese Neutralisierung bewusst zu machen und etwas von dem in Erinnerung zu rufen, was durch sie verloren ging. Zwei Motive tragen alle Beiträge: Die Emanzipation der Geschlechter nicht als Befreiung vom Unterschied, sondern als Befreiung des Unterschieds zu begreifen; und das Bemühen, die Erfahrung der Kindheit und ihren reflektierten Ausdruck, dessen nuancierte Form die Sprache ist, als Bedingung der Möglichkeit freier Sinnlichkeit zu verteidigen.

»Klaue kann also denken und schreiben, beides Tätigkeiten, deren Beherrschung in der deutschen Linken nicht gerade selbstverständlich ist«
Neues Deutschland, 15.12.2017

Über den Autor

Magnus Klaue, geb. 1974, ist Literaturwissenschaftler und Germanist. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Kritische Theorie, die deutsch-jüdische und österreichische Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts sowie Sprachkritik und Satire in der Ästhetik der Moderne. Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit schreibt Klaue literatur- und kulturkritische Essays und Artikel für Sinn und Form, FAZ, Die Zeit, Welt, Soziopolis und Jungle World. Er lebt in Leipzig.